Etenesh Hadis Koordinatorin der Afrikanischen Frauenorganisation;
Renate Brauner, Vizebürgermeisterin von Wien, Stadträtin für Frauen;
Mag.a Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit;
Eröffnung der FGM Beratungsstelle 2005
BERATUNG - HILFE - AUFKLÄRUNG
Schätzungen zufolge leben bis zu 8000 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind, in Österreich. Die Mehrzahl von ihnen in Wien. Gerade bei so sensiblen Themen wie FGM ist die Anonymität und Vertraulichkeit ein großes Anliegen der betroffenen Frauen, deshalb bietet die Beratungsstelle "Bright Future" ein niederschwelliges Angebot. Die großen Vorteile bzw. die Voraussetzung für den Austausch und die Beratung in Zusammenhang mit FGM und gynäkologischer Fragestellungen ist der notwendige Vertrauensaufbau. Die physische und psychische Rehabilitation und das persönliche Empowerment der Mädchen und Frauen sind nur dann erfolgreich, wenn die Möglichkeit des Austausches in einer vertrauensvollen Atmosphäre stattfindet. Durch die zunehmende Klient*innenanzahl in den Beratungsbereichen wie FGM, aber auch in den Bereichen Arbeit, Frauenhandel, Gewalt gegen Frauen und Mädchen, wird die Beratung und Betreuung weiter intensiviert.
Dazu brauchen wir auch IHRE Unterstützung!
Der holistische Ansatz mit Aufklärungskampagnen und Informationsveranstaltungen mit Multiplikator*innen aus afrikanischen Ländern sind wichtige Meilensteine zur Eliminierung von FGM. Im Jahr 2020 wurden die Punkte des Nationalen Aktionsplanes zur Prävention von FGM in Österreich besonders in die Beratungs- und Betreuungsarbeit eingebracht.
Ein Stück Frausein zurückgeben
"Es ist Brauch, dass der Ehemann die Braut öffnet, indem er seinen Penis als Rammbock benutzt. Die Braut wird von seiner Familie ausgesucht und man vergewissert sich, dass sie richtig verschlossen ist. Aber zuerst muss der volle Brautpreis gezahlt werden. Glücklicherweise ist mir das nicht wiederfahren, denn ich wurde zum Studium außer Landes geschickt. Bevor ich einen Kommilitonen (Studienkollegen) heiratete, ging ich zu einem Chirurgen, der mich unter Vollnarkose aufmachte. Normalerweise ist es eine alte Frau aus der Familie des Ehemanns, die die Braut mit einem Messer aufschneidet – in letzter Zeit eher eine Rasierklinge – und dann muss der neue Ehemann häufig durch die blutende Wunde verkehren, um das Wiederverschließen zu verhindern.
Als ich nach Hause kam, nahm ich an der Hochzeit einer sehr guten Freundin, einer wunderschönen Frau, teil. Sie war niemals befragt worden, ob sie den Fremden, den ihr Vater ausgesucht hatte, heiraten möchte. Sie musste Kinder gebären, ohne je gefragt zu werden; sie wurde wie ein Objekt gebraucht, verhielt sich völlig passiv und revoltierte nicht. Sie war im Grunde genommen tot – eine ideale Ehefrau vom dominierenden männlichen Standpunkt unserer Gesellschaft aus. Ich fühle noch ein bisschen etwas, aber ich mag keinen Sex; ich frage mich immer wieder wie es wäre, wenn ich das fühlte, was meine Freundinnen auf der Universität fühlen und mir versuchen zu erklären, was ich für immer verloren habe.“
ES IST EINE SCHMERZVOLLE ERFAHRUNG MIT FGM LEBEN ZU MÜSSEN.
JEDER SPENDEN-EURO HILFT JEDEM MÄDCHEN UND JEDER FRAU, IHR LEBEN BESSER ZU MEISTERN, ZU VERÄNDERN UND ZU BEWÄLTIGEN.
Hilfe im Psychosozialen Bereich
Durch unsere Informations- und Diskussionsveranstaltungen, unsere Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit konnten in der Psychosozialen Beratung im Berichtszeitraum 2019 ca. 3.900 Personen erreicht werden. 746 Personen nahmen in dieser Zeit an individueller Beratung wie auch an Gruppenberatungen bei uns teil.
Insgesamt wurden 1.492 Beratungsgespräche in der Beratungsstelle geführt, die nur individuelle Beratung und Gruppenberatung betreffen (Veranstaltungen und Hausbesuche ausgenommen). Die medizinischen Beratungsgespräche (Kontakte) sind nicht in diesen 1.486 Beratungsgesprächen inkludiert, sondern extra in der Medizinischen Beratung angeführt.
Es kam zu 68 Gruppenberatungen an denen im Durchschnitt jeweils 3-6 Personen und insgesamt 352 Personen teilnahmen. Die Gruppentermine betrafen den FGM Bereich, aber auch familiäre Probleme, wie z.B. Gewalt in der Familie und den Bereich Arbeit. Die Dauer der Gruppenberatungen belief sich auf durchschnittlich 2,5 Stunden. 8 Berater*innen führten die Gruppenberatungen durch. Für Gruppenberatungen bis zu 3 Personen war 1 Beraterin anwesend, die auch die Gruppe führte, ab Gruppenberatungen von 4 Personen und mehr waren mindestens 2 Beraterinnen anwesend, wobei eine davon das Gruppengespräch leitete. Bei Gruppenberatungen, in denen spezielle FGM Aspekte detailliert angesprochen wurden (z.B. psychischer Aspekt, Religion, Kultur etc.) und in sehr schwierigen Fällen, wurden mehrere Berater*innen und Expert*Innen der jeweiligen Fachgebiete zugezogen.
Insgesamt wurden 1.424 Einzelberatungen durchgeführt, die durchschnittlich 3,5 Stunden (inkl. Vor- und Nachbereitung) dauerten.
Die Themen in ihrer Vielfalt im Beratungsgespräch:
- Fragen über FGM allgemein
- Gynäkologische Erkrankungen und FGM
- Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung und FGM
- Eigene Betroffenheit von FGM
- Verhütung
- Sterilität durch/und FGM
- Sexualität und FGM
- Sonstige gesundheitliche Probleme
BITTE HELFEN SIE MÄDCHEN UND FRAUEN, IHR LEBEN MIT FGM BESSER ZU MEISTERN, ZU VERÄNDERN UND ZU BEWÄLTIGEN.
Hilfe im Medizinischen Bereich
Die medizinische Beratung erfolgte ohne Dolmetscherin in den folgenden Sprachen: Arabisch, Englisch oder Deutsch. Für bis zu 60 Beratungen zogen wir bisher eine Dolmetscherin hinzu.
Was wir tun können!
Für die Infibulation (WHO Typ 3) wird die Möglichkeit der Defibulation, das heißt die Trennung der vereinigten Schamlippen und Rekonstruktion der Schamlippen nach eingehender Beratung angeboten. Jungen Mädchen und Frauen wird angeboten, bei Aufnahme einer Partnerbeziehung wiederzukommen. Es handelt sich dabei um eine Operation in Vollnarkose im Krankenhaus.
Es werden auch andere gesundheitliche Probleme untersucht und der Patientin detaillierte Informationen zur Behandlung angeboten, ebenso wo und wie sie diese erreichen kann. Anonymität und Vertraulichkeit sind ein großes Anliegen der Patientinnen für ihren Besuch bei uns. Diese und das niederschwellige Angebot sind die großen Vorteile bzw. die Voraussetzung für den Austausch und die Beratung im Zusammenhang mit FGM und gynäkologischer Fragestellungen, um das notwendige Vertrauen, aber auch Hoffnung aufbauen zu können. Die physische und psychische Rehabilitation und das persönliche Empowerment der Mädchen und Frauen sind nur dann erfolgreich, wenn die Möglichkeit des Austausches in einer zutraulichen Atmosphäre besteht.
Zudem sind der holistische Ansatz mit Aufklärungskampagnen und Informationsveranstaltungen mit Multiplikator*innen aus afrikanischen Ländern wichtige Meilensteine zur Eliminierung von FGM.
Eine komplexe medizinische, meist sehr intime Beratung muss kompetent, kontinuierlich und vertraulich geführt werden. Um sie möglich zu machen, bedarf es IHRER SPENDE.
Sie helfen damit Frauen und Mädchen sich vor einer Verstümmelung zu schützen.
Sie verhelfen damit aber auch Frauen und Mädchen, die bereits an den Folgen der Verstümmelung leiden, zu neuer schmerzloser Lebensqualität.
BITTE HELFEN SIE FRAUEN UND MÄDCHEN IN NOT!
„FGM ist nicht Kultur. FGM ist Folter“
Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schändliche Verletzung der Rechte von Kindern und Frauen und stellt eine katastrophale Verletzung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit dar.
Die Zahl der Mädchen und Frauen, die Opfer sind oder Gefahr laufen, Opfer zu werden, belaufen sich in der europäischen Union auf etwa 270.000. Die am stärksten betroffenen Länder sind Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland.
Darüber hinaus sind fast 50 Prozent der Gesundheitsdienstleister mit FGM-Komplikationen konfrontiert und die meisten von ihnen - über 90 Prozent - würden niemals einen FGM-Eingriff vornehmen. In acht europäischen Ländern (Österreich, Belgien, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und Großbritannien) gibt es mittlerweile spezielle Gesetze, die alle oder einige Formen der Praktik verbieten. Andere europäische Länder haben nur allgemeine Gesetze, die schwere Körperverletzungen verbieten, ohne sich speziell auf FGM zu beziehen.
Die EU-Kommission ist davon überzeugt, dass die bloße Anprangerung der weiblichen Genitalverstümmelung und die Verurteilung derjenigen, die sie begehen, nicht den notwendigen Wandel herbeiführen würde. FGM wird nur dann verschwinden, wenn die Menschen, einschließlich der Frauen, davon überzeugt werden, dass sie die Praxis aufgeben können, ohne bedeutende Aspekte ihrer Kultur aufzugeben. Es bedarf vielschichtiger Strategien, einschließlich der Gesetzgebung und solcher, die auf die Ausbildung von Gesundheits- und Sozialarbeiter*innen abzielen. Die Verbreitung geeigneter Informationen, die auf die gefährlichen gesundheitlichen Folgen hinweisen, ist ein weiteres wichtiges Instrument.
BITTE HELFEN SIE UNS FRAUEN UND MÄDCHEN VOR EINER GENITALVERSTÜMMELUNG ZU SCHÜTZEN!